Im Zuge der allgegenwärtigen Klimadebatte macht momentan die Gruppe der so­genannten Antinatalisten von sich reden. Sie fordert nämlich, dass die Menschen in den hochindustrialisierten Ländern, wie beispielsweise der Schweiz, zum Schutz des Erdklimas auf die Geburt von Kindern verzichten sollten, da diese die zukünftigen Klimasünder seien. Sollte aufgrund des fortschreitenden Klimawandels gänzlich auf Nachwuchs verzichtet werden? Sind die Forderungen der Antinatalisten gerechtfertigt und überhaupt sinnvoll?

Der Antinatalismus und seine Folgen

Blättert man in den Zeitungen oder schaut Fernsehen, überall Überschwemmungen, Dürren, Hungersnöte, Waldbrände, Hitzerekorde, Wetterkapriolen. Unser Planet leidet enorm unter dem Klimawandel. Zahlreiche Menschen versuchen durch Verhaltens­änderungen zur Rettung unserer Welt beizutragen: Sie werden zu Veganer*innen, verzichten auf Kurzstreckenflüge oder schränken ihr Konsumverhalten enorm ein. Einige gehen sogar so weit, dass sie dem Klima zuliebe ihrem vorhandenen Kinder­wunsch entsagen. Die Vertreter diese Gruppe sind die sogenannten Antinatalisten. Doch was würde passieren, wenn ihre Denkweise tatsächlich in die Tat umgesetzt werden würde? Wenn viele Frauen sich dazu entschieden, in den Gebärstreik zu treten, würde dies nicht folgenlos bleiben. Stellen wir uns ein hochindustrialisiertes Land vor, wo früher oder später das Durchschnittsalter bei fünfzig Jahren liegen wird. Leere Schul­bänke, Kindertagesstätten ohne Säuglinge und eine alte Generation, die fast auf sich alleine gestellt wäre, würden das Bild des Antinatalismus prägen. Es ist kein Nach­wuchs vorhanden, der in die Fussstapfen von ehemaligen Arbeitern treten könnte, die Wirtschaft würde einen enormen Einbruch erleben. Ausserdem würden sich neue Probleme im Bereich der Altersvorsorge auftun, denn die Jungen finanzieren die älteren Menschen im Ruhestand. Dies würde neue, noch nie dagewesene Lösungs­ansätze fordern, ansonsten drohten grosse soziale Verwerfungen.

Aus der Sicht der Philosophie

Nach der Er­örterung wirtschaftlicher und finanzieller Aspekte, sollte die Angelegenheit auch aus philosophischer Perspektive betrachtet werden. Ein zentraler Begriff ist hierbei das Recht auf Selbstbestimmung, welches auch die Entscheidungsfreiheit beinhaltet. So sollte ein Paar selbst entscheiden dürfen, ob es eine Familie gründen möchte, dieses Menschenrecht sollte nicht durch ein Gesetzt eingeschränkt werden. Entscheidet sich jemand aus freiem Willen gegen ein Kind für das Wohl des Planeten, muss dieser Entscheid ebenso akzeptiert werden, wie wenn man sich für Nachwuchs entscheidet. Denn der Verzicht auf Kinder hat bezüglich Ressourcenverbrauch auch durchaus Vor­teile, da dem Klimawandel nachhaltig entgegengewirkt werden kann, gehen doch etwa elf Tonnen Treibhausgase jährlich auf das Konto eines Menschen der Ersten Welt. Ein zusätzlich positiver Nebeneffekt würde sich ausserdem ergeben, da gleichzeitig eine drohende Überbevölkerung verhindert werden könnte. Dazu kommt auch ein emotio­naler Aspekt: das eigene Kind auf einem verschmutzen Globus mit düsteren Zukunfts­aussichten aufzuwachen zu sehen, regt viele zum Nachdenken an und kann den Ver­zicht auf eigenen Nachwuchs fördern. Aber wer weiss, vielleicht wäre gerade ein Nichtgeborenes zum Genie geworden, dass die zündende Idee zur Rettung der gefährdeten Erde gehabt hätte?

Fazit

Es ist wichtig, dass Antinatalisten und familienorientierte Paare gegenseitig ihre Ent­scheidungen akzeptieren und nicht gegeneinander ausspielen. Denn dann kann sich auch eine fruchtbare Balance ergeben, die das Wachstum begrenzt und unserer Erde wieder etwas Luft zum Atmen bringt. Unser Planet ist unser einziges Zuhause, wes­halb wir achtsam mit ihm umgehen müssen, und so sollte jeder nach dem Selbst­bestimmungsrecht für sich entscheiden, was er oder sie gegen die drohende Klima­katastrophe beitragen möchte. Alle müssen wir jedoch unseren Beitrag leisten.

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