Ein Kommentar geschrieben von Rania Bouzekri
Wenn die Journalistin mit grosser Freude und Motivation durch ihre Artikel, Recherchen und Arbeit die Welt verändern will, merkt sie schnell, dass die Medienwelt, in der sie zurechtkommen soll, manchmal einfach zu … männlich ist.
Und männlich sein ist nicht etwas Schlechtes. Es ist einfach nicht das Ganze. Männlich repräsentiert die eine Hälfte der Menschen, weiblich die andere. In den Schweizer Medien zumindest ist es eher 75 Prozent männlich und 25 Prozent weiblich, besagt eine Studie des «Global Medien Monitoring Projects» aus dem Jahr 2015. Damit ist die Berichterstattung gemeint. Also die erwähnten Personen, die zu Wort kommen wie Politiker, Experten und weitere Interviewpartner. So sieht die reale Welt aber nicht aus.
54 000 Berichte wurden von der Universität Zürich 2019 durchforstet. Auf den Listen des Stände- und Nationalrats hat es 41 Prozent Frauen, in den Medien kamen nur 32 Prozent vor. Warum? Warum werden die Frauen als Besonderheit in den Medien gezeigt? Warum schreiben die Medien mehr über das Aussehen, die Beziehungen oder sonstigen Tratsch, wenn es um Frauen geht, und ernste Artikel meistens in Verbindung mit Männern?
Vielleicht liegt es daran, dass in der Schweiz drei von vier Chefpositionen von Männern belegt sind. Denn „desto männlicher die Redaktion, desto männlicher die Nachrichten“, schrieben Nora Bader und Andrea Fopp in ihrem Buch Frau Macht Medien.
Sie bieten einen Einblick in die echte Medienwelt. Nicht so, wie es manchmal in den Hollywoodfilmen dargestellt wird. In der echten Welt bekommt eine Journalistin vom mächtigen Politikern eine Einladung zum Abendessen, wird „Schätzli“ genannt und bekommt alles tausendmal erklärt. Sie muss sich durch die Redaktionssitzungen durchkämpfen, damit sie überhaupt bemerkt wird, ihre Ideen werden überhört und sie wird in den einfacheren Ressorts platziert. Politik und Wirtschaft? Davon versteht sie doch nichts!
Es könnte stattdessen helfen, wenn sich der Kollege weniger Gedanken machen würde über ihre Kleidung und was er angebracht findet oder nicht, wenn er sich selber seinen Kaffee holen gehen würde und wenn die Kollegin dann zur Chefin ernannt wird, sie dann nicht anzweifelt. Es würde helfen, wenn die Chancen gleich wären und der Kollege nicht einfach bei einem Bier eingestellt wird, während die Frau erklären muss, wie sie doch Arbeit, Kinder und Haushalt bitte schön in Gleichgewicht halten will. Sie würde natürlich ihre Kinder vernachlässigen und den Ruf einer schlechten Mutter bekommen.
Was soll sich denn jetzt ändern? Wie werden Medien menschlicher (für Frau und Mann und alles, was es noch dazwischen gibt)
Als allererstes braucht es Frauen in den Positionen, die die Entscheidungen treffen. Co-Leitung kann vielen eine Möglichkeit geben, einen solche Position überhaupt in Erwägung zu ziehen. Denn nur so kann sich die Situation verändern. Es braucht eine grundsätzliche Veränderung der Unternehmenskultur, in der man nicht einfach die Frau mit dem Mann vergleicht. Und zu guter Letzt sollen Frauen für einander einstehen, denn Unterbrechungen, Stirnrunzeln und Mansplaining soll nicht mehr toleriert werden. Auch wenn man sich daran gewöhnt hat.