Es klingt verrückt, fast wie ein unendliches Ziel, doch es kann gelingen. Wie der Titel es schon sagt, habe ich in gut zwei Monaten 45’000 Wörter, sprich einen Roman, geschrieben. Jetzt blicke ich zurück und nehme dich auf diese Reise in die vergangenen Monate mit.
Ich erinnere mich an die überraschten Blicke, die mir meine Verwandten und Bekannten zuwarfen, als ich ihnen den Inhalt meiner Maturaarbeit erklärte. Einen Roman schreiben. Und zwar als Adaption zu einem Werk der klassischen Literatur. Sprich, bevor ich anfangen konnte, mein eigenes Buch zu schreiben, musste ich mich erst noch sehr intensiv mit einem anderen auseinandersetzen.
Und das funktioniert zeittechnisch?
Ja! Ich gebe zu, in diesen ominösen zwei Monaten, in denen ich die erste Rohfassung meines Romans schrieb, sehr intensiv gearbeitet zu haben, doch es hat sich gelohnt. Ich habe in dieser doch relativ kurzen Zeit eine eigene Welt aufgebaut. Zwar spielt die Geschichte in unserer alltäglichen Gesellschaft, doch sie handelt von Figuren, die aus meiner Feder stammen. Ich konnte ihnen einen Namen, ein Aussehen und (was praktisch am Wichtigsten war) eine Persönlichkeit geben.
Mit der Hilfe eines genialen Buches, welches sich „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ nennt, habe ich mich mit den Dingen beschäftigt, die hinter den Kulissen eines Romans ablaufen. Und kaum habe ich davon gelesen, sind eben diese Prozesse und Überlegungen auch in meiner Arbeit aufgetaucht.
Würde meine Figur dieses oder jenes bevorzugen?
Macht dieser Konflikt Sinn?
Wie kann ich dieses Problem beschreiben, ohne es direkt beim Namen nennen zu müssen?
Dies sind nur einige wenige Fragen, die sich mir gestellt haben. Doch sie zeigen, dass das Drauflosschreiben nicht immer die beste Möglichkeit ist. Es macht zwar Spass, doch einen Roman zu schreiben erfordert Planung, eine ungefähre Vorstellung von dem Ablauf und abgerundete Charaktere. Damit will ich sagen, dass die Charaktere mehrere Ebenen oder Schichten haben müssen, damit man ihnen ihre Handlungen abnimmt und dass sie innere Konflikte mit sich herumtragen sollten, um sie glaubwürdig zu gestalten.
Konflikte, Konflikte…
Während ich noch dabei war, Konflikte für meine Charaktere zu konstruieren, musste ich an der Tastatur aber auch selbst mit welchen kämpfen. Manchmal sass ich einfach nur vor meinem Bildschirm, las mir die letzten paar hundert Wörter durch und fragte mich, ob ich überhaupt schreiben konnte. Diese Phasen des Zweifels und der Unsicherheit machen einem das Leben als Autor nicht gerade einfach. Schlussendlich kann ich mir aber keinen Arbeitsprozess vorstellen, in dem alles immer rund läuft. Zweifel gehören dazu und lassen einem schlussendlich noch einmal alles überdenken. Dadurch ergibt sich auch eine gewisse Entwicklung des eigenen Textes.
Die Kunst des Überarbeitens
Zugegeben, um einen Roman komplett fertig zu stellen, reichen zwei Monate niemals. Ich habe in dieser Zeit lediglich eine erste Rohfassung geschrieben. Doch danach wird noch jede Menge Zeit für Überarbeitung benötigt. Zum einen, um die gröbsten Rechtschreibfehler aus dem Weg zu räumen. Zum anderen aber auch, weil einem möglicherweise im 17. Kapitel noch Ideen für das Dritte kommen. Der Arbeitsprozess ist nicht immer linear. Vor allem, wenn einem im Nachhinein in den Sinn kommt, wie man vorgängig schon eine Handlung einführen könnte.
So sprang ich schlussendlich immer wieder hin und her im Dokument und es schien, als würde das nie enden. Ehrlich gesagt weiss ich auch nicht, wie lange ich schlussendlich gehabt hätte, wenn ich keine fixe Deadline gehabt hätte. Wie ich mich kenne, würde es wohl zu einem ewigen Werk werden.
Doch selbst, wenn ich meinen Roman nun nach der Maturaarbeit noch immer weiterentwickeln und überarbeiten könnte, muss ich als Autor auch wissen, wo ich den Strich ziehen muss. Irgendeinmal müssen wir zufrieden mit unserem Schaffen sein. Ob diese Zufriedenheit sofort oder erst nach einiger Zeit kommt, ist bei jedem individuell.
Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Best-Ofs 2018 noch einmal aufgeschaltet. Wir bedanken uns bei dir, liebe Alexandra, herzlich für deinen Einsatz bei Tize!
1 Comment
Beeindruckend, dass du tatsächlich einen eigenen Roman als Maturaarbeit geschrieben hast, und das in zwei Monaten. Interessant an deinem Bericht ist zu erkennen, dass sich viele Autoren mit denselben oder ähnlichen Problemen herumschlagen müssen. Ein gutes Beispiel sind die von dir erwähnten Schreibblockaden. Auch ich schreibe zur Zeit an einem Buch und kenne dieses Phänomen zur Genüge…