Dienstagnachmittag, 31. Oktober 2017, Halloween in New York.

Wir hatten ein nettes Gespräch in einem Café mit einem New Yorker. Er erzählte uns, dass jedes Jahr an Halloween eine Halloweenparade im Stadtteil Greenwich Village stattfinde. Dieser befindet sich in der Nähe von Lower Manhattan. Er empfahl uns die Parade zu besuchen, da es diese in solch einer Grösse nur in New York gebe. Also entschlossen wir uns kurzerhand, am Abend an dieser Parade teilzunehmen.

Wir verabschiedeten uns von dem New Yorker und wollten unsere Shoppingtour fortsetzen. Als wir auf dem Weg in Richtung Time Square waren, begegneten wir einem Polizisten, welcher an einer Ecke stand. Dieser sah aus, als wäre er von einer Spezialeinheit. Ich dachte mir noch, ob wohl etwas passiert sei. Jedoch ist dies in New York, «die Stadt, die niemals schläft», schwierig festzustellen, da immer Sirenen zu hören sind und ständig Polizei- und Feuerwehrautos herumfahren.

Wenig später bemerkte meine Kollegin, dass ihr Handy wie wild vibrierte. Sie warf einen Blick auf ihr Display und bemerkte, dass sie drei verpasste Anrufe sowie unzählige Mitteilungen von ihrer Grossmutter erhalten hatte. Wir fragten uns, was los war. Wir sahen uns die Nachrichten genauer an und darin stand kurz und knapp: «Es gab einen Terroranschlag in Manhattan, ein Pick-up habe Fahrräder und Fussgänger gerammt!» Kaum hatten wir dies gelesen, stockte uns der Atem. Denn wir waren soeben beim Time Square angekommen und wussten nicht, wo der Terroranschlag genau stattfand und ob man den oder die Täter bereits gefasst hatte. Wir schauten uns geschockt in die Augen. Sie rief sofort ihre Grossmutter an und teilte ihr mit, dass bei uns soweit alles in Ordnung sei.

Wir gingen ins Internet, um mehr Informationen dazu herauszufinden. Somit erfuhren wir, dass der Terroranschlag in Lower Manhattan in der Nähe des 9/11-Memorial stattgefunden hat. Uns stockte der Atem, denn genau vor zwei Tagen waren wir dort gewesen. Wir sahen eine weitere Meldung, der Täter sei bereits gefasst und die Polizei gehe nur von einem Täter aus. Im ersten Moment erleichterte uns diese Information, jedoch hielt die Erleichterung nicht lange an. Denn bloss weil die Polizei von nur einem Täter ausgeht, muss es nicht zwingend auch nur einen Täter geben. Zudem überlegten wir uns auch, ob es an diesem Tag noch zu weiteren Anschlägen kommen könnte, wie bereits zuvor in anderen Städten wie beispielsweise in Barcelona oder Paris. Das mulmige Gefühl in unserem Bauch verbreitete sich noch mehr. Denn an Halloween, was übersetzt «Tag der Toten» bedeutet, wäre dies ein gutes Tat-Motiv für Terroristen.

Alle anderen Menschen, welche uns auf der Strasse begegneten, schienen noch nichts davon zu wissen. Denn wie sich später herausstellte, ereignete sich dieser Terroranschlag erst wenige Minuten zuvor. Das Einzige, was wir sahen, waren riesige Polizeilastwagen und Feuerwehrautos, welche in die Richtung Lower Manhattan fuhren.

Wir entschlossen uns, zurück in unser Hotel zu gehen und unser Zimmer bis zum nächsten Morgen nicht mehr zu verlassen. Auf unserem Rückweg sahen wir, wie sich bereits verschiedene stark bewaffnete Polizeipatrouillen rund um den Time Square aufgestellt hatten. Jedoch liessen sich diese Halloweenpersonen nicht durch das Attentat verderben und hängten an ihren Zelten Halloweenpuppen auf.

Kaum im Hotelzimmer angekommen, hatten wir unzählige WhatsApp-Mitteilungen von unseren Freunden und Bekannten auf dem Handy. Alle schrieben besorgt, ob es uns gut gehe und ob wir etwas vom Anschlag mitbekommen hätten. Erst dann realisierte ich richtig, dass tatsächlich ein Anschlag stattgefunden hat, in der Stadt, in welcher ich mich momentan befand. Wir schalteten den Fernseher ein und verfolgten die Nachrichten. Anders als an anderen Orten wurde von den Behörden nicht empfohlen, sich besser den Rest des Tages zu Hause oder im Hotel aufzuhalten. Zudem teilten die Medien mit, dass die Halloweenparade am Abend trotzdem stattfinde, jedoch mit einem grösseren Polizeiaufgebot. Wir entschieden uns aber dennoch dagegen, daran teilzunehmen, da uns die Lust auf das Feiern vergangen war.

Später machten wir uns unbewusst viele Gedanken dazu. Wir waren zum Beispiel froh darüber, dass am Tag des Anschlages schönes Wetter war. Denn wir haben unser Ferienprogramm nach dem Wetter gerichtet. Da zwei Tage zuvor am Sonntag sehr schlechtes Wetter war, entschieden wir uns an diesem Tag das 9/11-Memorial und das Museum zu besuchen. Wäre das Wetter am Dienstag schlecht gewesen, wären wir vermutlich an diesem Tag nach Lower Manhattan gefahren, um die Gedenkstätte sowie die Ortschaft genauer zu erkunden.

Am nächsten Morgen stellten wir fest, dass es zum Glück keine weiteren Attentate mehr gegeben hatte. Die Parade war friedlich verlaufen und in der ganzen Stadt war nichts mehr von dem schrecklichen Ereignis am Vortag zu merken. Somit zeigte sich schnell, trotz solch schlimmen Ereignissen geht das Leben weiter…

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1 Comment

  1. Wow, das klingt nach einem recht heftigen Erlebnis, welches bestimmt dein Leben geprägt hat. Erst wenn man solche Ereignisse mit Leib und Seel miterlebt, realisiert man, wie gefährlich und unberechenbar das Leben auf unserer Erde ab und zu sein kann. So geht es mir jedenfalls. Aber genau wie du am Schluss schreibst, das Leben geht weiter, die Erfahrung bleibt.

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