Wir befinden uns im Amerika der 1920er-Jahre. Die „Roaring Twenties“ sind im vollen Gange, nach dem Ersten Weltkrieg befindet sich die Welt im Aufschwung. Nicht nur wirtschaftlich, sondern auch die damit verbundene Blütezeit von Kunst, Kultur und Wissenschaft. Die westliche Gesellschaft durchläuft in dieser Zeitphase wichtige Neuerungen. So werden die Emanzipation der Frau und ihre Integration in den Arbeitsmarkt plötzlich ein Thema, ein enormes – bisher ungenutztes – Wirtschaftspotenzial, das den Aufschwung in dieser Zeit weiter verstärkt.

Ein Pionier wird zum Nationalheld

Mitten im Tumult dieser bunten Zeit findet sich ein Jüngling von 25 Jahren wieder. Charles Lindbergh, Sohn wohlhabender schwedischer Einwanderer, hebt am 20. Mai 1927 vom Roosevelt Field in New York mit dem Flugzeug ab. Sein Plan: Als erster Mensch die Nonstop-Atlantiküberquerung von Amerika nach Europa zu vollbringen. Zu dieser Zeit ein heikles Unterfangen. Flugzeuge sind noch fragile Maschinen, Tote in Unfällen nichts Ungewöhnliches. Doch Lindbergh strebt, passend zum Zeitgeist der damaligen Epoche, nach Ruhm, Anerkennung und Reichtum. Schafft der junge US-Amerikaner die Überquerung, winkt ihm ein Preisgeld von 25’000 US-Dollar. Eine stolze Summe zu dieser Zeit.

Und tatsächlich: Nach 33.5 Stunden nonstop landet Lindbergh unter dem Jubel einer begeisterten Menschenmenge in Paris. Die Presse betitelt ihn als „Flying Fool“, eine Konfettiparade wird zu seinen Ehren in New York abgehalten. Er wird gefeiert – als der erste Mensch der den Atlantik nonstop per Flugzeug durchquerte.

Nicht der Erste

Heute kann man Lindbergh diesen Titel erwiesenermassen absprechen. Bereits im Jahre 1919 gelang den Briten John Alcock und Arthur Whitten Brown die Überquerung des Atlantiks per Flugzeug ohne Zwischenstopp. Ihre bahnbrechende Errungenschaft im Bereich der Aviatik ging jedoch weitgehend ohne jegliche Medienpräsenz vonstatten. Und trotzdem: Lindbergh legte die Strecke zwischen den beiden Kontinenten nicht nur alleine zurück, mit beinahe 6000 Kilometern war seine Strecke zudem bedeutend länger, als die seiner Vorgänger. Eine Pionierleistung bleibt der Flug von Charles Lindbergh daher trotzdem.

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