Wie stellst du dir die Zukunft vor? In meiner Maturaarbeit geht es genau um diese Frage. Jedoch geht es darin nicht um fliegende Autos oder hochintelligente Roboter, sondern um die Klimakrise: Wie verändert sie unser Leben schon heute? Was wird sie noch alles auslösen? Welche Gefahren sieht man schon in der Welt und welche Katastrophen kommen erst noch auf uns zu?

In den allermeisten Teilen der Erde sieht man bereits die Folgen der Klimaerhitzung wie vermehrte Wetterextreme: Starkniederfälle, Dürren; somit Ernteausfälle und Überflutungen und noch vieles mehr.

Ich habe mich gefragt, warum die Klimakrise nicht ernst genommen wird, obwohl die Fakten dazu seit vielen Jahrzehnten schon bekannt sind.

Um die Gesellschaft zu mobilisieren, braucht es demnach mehr als Fakten, wie es scheint. Deswegen habe ich neben der klassischen Maturaarbeit ein Buch erstellt, das geschmückt ist mit Zeichnungen und Texten. Dieses Buch habe ich «A love letter to humanity» genannt, da meine Gefühle und Empfindungen hoffentlich die gleichen sind, wie die von allen, die das Buch lesen.

Meine Gefühle betreffend Klimakrise sind zum einen Wut, dass nichts gemacht wird und Klimaaktivist:innen nicht ernst genommen werden, zum anderen aber auch grosse Angst, dass die Jugend keine lebenswerte Zukunft haben wird, weil die Zukunft geprägt sein wird von Hungersnöten, Überschwemmungen, unzähligen Klimaflüchtlingen, Krankheiten und Hitzetoden, wenn nichts getan wird in den nächsten Jahren.

Ich schrieb meine Maturaarbeit im Jahr 2020 und wurde nach Abgabe von meiner Referentin auf den Wettbewerb «Zukunft schreiben» vom Ökozentrum aufmerksam gemacht. Das Projekt Zukunft schreiben gibt Maturaarbeiten, die zu Themen der Nachhaltigkeit geschrieben wurden, eine Plattform und belohnt die Gewinnenden mit Preisgeldern und Vernetzungsmöglichkeiten.

Ich sendete also meine Maturaarbeit ein, das jedoch mit wenig Erwartung, etwas zu gewinnen. Doch es kam ganz anders; ich gewann und dann gleich noch den ersten Platz. Natürlich habe ich mich sehr gefreut, denn ich hätte niemals damit gerechnet. Ich wurde eingeladen nach Basel, um dort meinen Preis entgegenzunehmen, und der ganze Abend war einfach wundervoll. Als eher schüchterne Person ist vor Publikum reden eher etwas Unangenehmes, aber es war ein voller Erfolg.

Die Idee, über die Klimakrise zu schreiben, kam aus dem Willen, etwas zu bewirken. Ich wollte unbedingt über etwas schreiben, das in meinen Augen auch von einer gewissen Wichtigkeit ist. Also schien mir die Klimakrise ein optimales Thema.

Ich denke es war im Sommer 2016, in dem mir zum ersten Mal bewusst wurde, dass es die Klimakrise gibt und wie schlimm sie ist. Seitdem blicke ich eher mit Angst in die Zukunft. Deswegen wollte ich auf jeden Fall mit meiner Maturaarbeit etwas bewirken. Das Buch «A love letter to humanity» sollte eigentlich veröffentlicht werden, jedoch habe ich Bilder aus Zeitungen verwendet, an denen ich keine Rechte habe. Meine Maturaarbeit vermittelt aber den Leser:innen, dass wir so nicht weitermachen können, wie wir das bis jetzt getan haben. Wie wir leben, ist in keiner Weise nachhaltig und wird zerstören unseren Planeten, unser Zuhause und uns selbst. Zudem gibt es schon Lösungen, wie wir eine gute Zukunft für alle erreichen können — man müsste das nur wollen.

Aber wie es scheint, will die Gesellschaft (noch) nicht.

Man hat dies gut gesehen am CO2-Gesetz, das abgelehnt wurde. Dieses Gesetz wäre eine dieser vielen Lösungen gewesen. Die Menschen wollen nicht mehr zahlen für ihre vielleicht nicht so nachhaltige Weise zu leben, doch leider vergessen sie, dass sobald die Klimakrise unaufhaltsam und irreversibel ist, dass es dann so viel mehr Geld kostet, um noch vernünftig zu leben. In einem Haus einen Rauchmelder anzubringen ist günstiger, als das ganze Haus neu zu bauen, nachdem es niedergebrannt ist. Und leider bringt Geld auch nichts mehr, wenn die Klimakrise uns alle auslöscht.

Als Jugendliche bedeutet die Klimakrise für mich eine unsichere Zukunft und so viel Angst. Die Jugend mit der Klimastreik Bewegung und FridaysforFuture geht auf die Strassen, um für eine lebenswerte Zukunft zu kämpfen. Der Jugend wurde genug oft vorgeworfen, sie sei faul und unpolitisch, doch wo sie nun aufsteht, und anfängt Massnahmen zu fordern, scheint es auch nicht in Ordnung zu sein.

Klimaaktivist:innen seien hysterisch oder würden übertreiben, so als gingen sie zum Spass streiken — klar, es geht ja nur um unsere Zukunft.

Es gibt eine sogenannte Doomsday Uhr, die alle Kriege oder Gefahren auf der Welt zusammenrechnet und so angibt, wie viel noch bis Mitternacht, also bis zur grössten Katastrophe fehlt. Im Jahr 2020 waren es 100 Sekunden vor Mitternacht, das Jahr 2021 wird wohl gleich ausfallen. Als Vergleich: Im Jahr 1953 waren es noch 2 Minuten vor Mitternacht, ein Jahr geprägt vom Kalten Krieg. Es wurde als etwas weniger bedrohlich eingestuft als die heutige Zeit. Die Jugend hat Angst und sie ist wütend. Denn wir würden auch noch gerne ein schönes Leben haben. Es ist einfach so frustrierend, weil die Jugend nicht ernst genommen wird und sich niemand um die Zukunft schert, jedenfalls nicht nachhaltig oder langfristig. Eine Welt, die allen Menschen auf diesem Planeten ermöglicht gut und gerne zu leben, ist möglich und sollte doch eigentlich das sein, was alle anstreben möchten, oder etwa nicht? Ich stelle mir die Zukunft trotz der klein wirkenden Wahrscheinlichkeit gut vor.

Denn die Hoffnung aufzugeben, bringt auch nichts.


Bild: Sandra Büeler

Sandra Büeler studiert nun Geografie und Politikwissenschaften an der Uni Zürich und streikt selbst gerne für eine lebenswerte Zukunft.


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  • preisverleihung: Sandra Büeler
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